FCM-Andacht: Lichter zum Advent
Lichter zum Advent – oder: das Volk das im Finstern wandelt, siehet ein großes Licht (Jesaja 9)
Chemnitz zwischen Ewigkeitssonntag und Advent,
zwischen Frust, Enttäuschung und Furcht:
Was sie wohl bringen werden ...die nächsten Wochen?
Wenn schon keinen Weihnachtsmarkt, dann vielleicht doch mal ein Aufbegehren gegen alles von „da oben ...von der Coronadiktatur ...“ - so wie gestern Abend,
als sich trotz klarer Regeln und Verbote im höchstinzidierten Sachsen (über 1000 !)hier und andernorts viele Coronagegner (sind wir das nicht alle?) auf die Straßen machten,
auf zur Teilnahme am Corona-Spaziergang? (Was dies auch immer bedeuten mag)
Fest steht jedenfalls dass der diesjährige Advent für viele Chemnitzer und ihre Angehörigen
kein Spaziergang werden wird – die Intensivstationen u.a. Klinikstationen sind brechend voll
und das exponentielle Wachstum der Neuinfektionen galoppiert weiter. -
Ich komme am Markt an, Nieselregen,
neben mir die „geerdeten“ Metallflügel einer halb auf- oder abgebauten Pyramide,
kaltes zackiges Metall, im Regen glänzend ...wie die Flügel eines Rieseninsekts.
Paar Meter davon stehen ganz tapfer mannshoch die traditionellen Erzgebirgsfiguren
Engel und Bergmann, aus Holz, mit den bekannten Farben versehen – weiß, rot, schwarz -
und beleuchtet! - Dies rührt mich an, wie eine Art Wächter zum Weihnachtsmarkt,
der nicht stattfinden wird.
Du Bergmann, Hüter von so viel guter, uralter Tradition -
und du Engel, Begleiter der Menschen im Erzgebirge -
habt ihr nicht gerade jetzt alle Hände und Flügel voll zu tun?
Zu führen und zu geleiten zahllose Menschen durch Angst, Unsicherheit, Zorn, Hass,
Vergeltungssucht, Verzweiflung und sinnloser Risikobereitschaft?
Aufzurichten, fest zu halten jene, welche in Dunkelheit, körperlichen und seelischen Nöten sind?
Auf neue Wege des Friedens und des Heils diejenigen zu führen,
welche am Ende sind, mit sich und aller Welt. -
Weg aus Wegen des Misstrauens, der Verschwörung aus Angst, Streit und Leichtgläubigkeit …
hin zu neuem Vertrauen darauf, dass nicht alle Ärzte, Wissenschaftler, Forscher, geimpfte
Schwestern, Fahrer der DMH, Lehrer, Polizisten und Politiker, Impf- und Testpersonal dumm und diktatorisch seien ...sondern Menschen guten Willens mit hoher Kompetenz und vor allem
Einsatzbereitschaft und Aufopferungswillen. -
In leere Gesichter schaue ich auf diesem Markt, da hockt ein Schausteller vielleicht, und Händler,
ich kann seinen Blick nicht erreichen -
und da schaut mich einer traurig, fast hilflos an, der leere Flaschen einsammelt.
Es nieselt weiter, und über all dem scheint neben einem feuchten Schleier auch ein unsichtbares Tuch der Hoffnungslosigkeit, Schicksalsergebenheit, Ratlosigkeit und der Entmutigung gebreitet.
Licht zum Advent...
wo werden sie hell aufstrahlen, um Kinderaugen und die Herzen der Großen zu erreichen?
Mein Blick schweift rüber zu den in größeren Abständen Richtung Rosenhof aufgestellten kleinen beleuchteten Kunstbäumen, zu restlichen weihnachtsmarkt-typischen Leuchtreklamen -
ich wende mich, bin überrascht von dieser großen und stillen Leere ...außen wie innen.
Ähnliche Stimmung empfängt mich auf dem Chemnitzer Hauptbahnhof – versprengte
Lichterbäumchen, wenige Passanten und Fahrgäste, auch hier diese fast hör- und greifbare Stille.
Die City-Bahn hält in Braunsdorf-Lichtenwalde, ich schaue in die weihnachtlich dekorierte Bahnhofsgaststätte … und denke an meine zahlreichen Radfahrten … am anderen Flußufer,
dann hier entlang über die Schienen – ja fast eben noch, in den letzten vergoldeten Herbstnachmittagen, hunderte von Wasser- und Waldmotiven erscheinen vor meinem inneren Auge, nachdem sich die äußeren kaum satt sehen konnten an dieser atemberaubenden Fülle und Schönheit des Spätherbstes. - Eine Frau steht auf, nimmt ihr Adventsgesteck und verlässt die Bahn.
Lichter zum Advent – zischend lässt die Bahn letzte Blinklichter von Braunsdorf hinter sich. -
24.11.21, von Albrecht Rabe